Ein Bericht über das Leben der Schwester Benildis

Sr. M. Benildis Piller (Anna), die spätere Oberin der Niederlassung der Schwestern von Bad Niedernau, kam am 8. August 1920 in Filipowa als Tochter eines Fleischhauers, Jakob Piller und dessen Ehefrau Anna geb. Rapp, auf die Welt. Sie absolvierte die sechs Klassen der Volksschule in ihrem Heimatort. Das recht aufgeweckte Mädchen spielte schon als Siebenjährige in der Theatergruppe der Marianischen Kongregation mit. Nach der Volksschule fand sie Aufnahme bei den Armen Schulschwestern Unsere Lieben Frau, zunächst als Aspirantin – eine damals ziemlich harte Probezeit, was Tagesordnung, Gebetspflichten du Lernbetrieb betraf, da sie ja gleichzeitig die vier Jahre Gymnasium in Neusatz zu besuchen hatte. Nach dieser Probezeit trat sie dem Orden als Postulantin bei und absolvierte von 1937 bis 1941 die Lehrerbildungsanstalt in Zagreb, wobei der Erwerb der kroatischen Sprache keine Leichtigkeit bedeutete. Ihre nähere Heimat fiel nach dem Jugoslawienkrieg 1941 an Ungarn. So erhielt sie ihre Einkleidung als Novizin 1942 in Kalotscha und machte dort 1943 auch die erste Profess. Als junge Schwester kam sie in ihren Geburtsort Filipowa (1943 – 1948)

Die Kongregation der Armen Schulschwestern Bad Niedernau im Jahr 1994. Foto: Archiv Freundeskreis der Filipowaer

Ende Oktober 1944 besetzten Tito-Partisanen den donauschwäbischen Ort und ermordeten 212 Männer und Jugendliche darunter auch ihren den Vater..
Als am 31.3.1945 die Filipowaer aus ihren Häusern vertrieben wurden und ins Lager verfrachtet wurden, war Sr. Benildis eine von neun Ordenschwestern, die im Kloster bleiben durften. (Schwestern und Brüder Ordensgemeinschaften sowie Priester wurden nicht vertrieben)

Die Schwestern haben damals die hilflosen, nicht mehr gehfähigen Personen, welche in den Häusern zurückgelassen werden mussten und die Kranken in den Häusern eingesammelt. So fanden sie um die siebzig hilflose, alte und gebrechliche Menschen in Not und Verzweiflung die dem Tode nahe waren. So gut es ging und es ihnen die neuen Machthaber erlaubten, wurde im Kloster von Filipowa ein Notlazarett eingerichtet, wo man den Hilflosen beistand.


Sr. Benildis konnte 1953 im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland ausreisen und arbeiteten. Zunächst war sie als Religionslehrerin und im Pfarrbüro in Stuttgart-Zuffenhausen tätig. 1961 wurde sie als Lehrerin an die Förderschule für Aussiedlerkinder in Bad Niedernau berufen. Ihrer Lebensberufung konnte sie mit dem Aufbau der Förderschule 1961 hier in Bad Niedernau nachkommen. 1964 eröffneten die Armen Schulschwestern aufbauend auf das vormalige „Badhotel“ mit Schwester Benildis als Oberin ein Sanatorium.


Sr. Benildis war wesentlich am Gelingen der Aufbauarbeit für die Förderschule, für die Errichtung des Kurmittelhauses und der Errichtung der Gelöbniskapelle beteiligt

Foto: Archiv Freundeskreis der Filipowaer

Neben den klösterlichen Pflichten und der Verwaltungsarbeit nahm sich Schwester Benildis viele privater und landsmannschaftlicher Aufgaben wahr. Sie pflegte Handarbeiten in kunstvollem Häkeln und auch in der Kunst der Kalligrafie, des Schönschreibens.
Sie war sie zeitlebens eine Stütze und unentbehrliche Kronzeugin des Geschehens während der Kriegs -und Nachkriegszeit. der neu gegründeten Heimatortsgemeinschaft der Filipowaer Für die Verfasser der Filipowaer Dokumentationen und Heimatbriefe war sie eine wichtige Ansprechstelle und Sachkennerin. Bis in ihr achtes Lebensjahrzehnt war sie die Zentralstelle für die Familiennachrichten im Heimatbrief. .
Auch für den Verfasser der Orts-Sippenchronik der Filipowaer, war sie unermüdlich aktiv indem sie die Familienchroniken graphisch umsetzte.
Sie war die Ansprechpartnerin des Wallfahrtsausschusses der Donauschwaben für die alljährlich stattfindende Wahlfahrt zur Gedächtniskapelle nach Bad Niedernau.
Die Heimatortsgemeinschaft erlebte Sr. Benildis als mutige, energische aber auch als gütige Oberin. Bis ins hohe Alter war sie ein Energiebündel mit lebendiger Religiösität mit der Verpflichtung zur Ordensregel und hohem Verantwortungs-und Pflichtgefühl.


Quelle: Filipowaer Heimatbrief Nr. 57 / 2000/ S 42 ff. und Nr. 75 / 2014 / S 171 ff.

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