von Dr. Georg Wildmann
Die Gründerin der Genossenschaft der Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau war die Regensburgerin Theresia Gerhardinger, die 1833 das Kloster Neunburg vom Wald gründete und 1844 mit ihren Schwestern mit bischöflicher Genehmigung nach München in das Agneskloster übersiedelte. Das Beispiel, diözesanrechtliche klösterliche Schulschwestern im Unterricht einzusetzen, machte im südlichen Deutschland, in Böhmen, vor allem aber auch in Nordamerika Schule und es kam zu neuen Gründungen. Die Notwendigkeit die aufgestellten klösterlichen Regeln von der römischen Zentralbehörde approbieren zu lassen, war gegeben. So begannen 1852 die Verhandlungen mit Rom, die Regeln der neuen Kongregation zu prüfen. 1854 wurde die Kongregation von Rom anerkannt. Die definitive Approbation Roms erfolgte 1865.
Schon 1855 war Alexander Csarjagy, Bischof des ungarischen Bistums Csanád, zu dem auch die Hauptstadt des Banats, Temeschwar, gehörte, im Mutterhaus in München vorstellig geworden, um klösterliche Schulschwestern in seine Diözese für den Unterricht der Mädchen zu bekommen. So kam Oberin Theresia Gerhardinger 1857 mit sechs Schwestern nach Temeschwar, dem Zentrum des rumänischen Banats. Der Bischof baute der neuen Ordensprovinz ein großes Mutterhaus und sicherte ihren Unterhalt. Da aber Nachwuchs zunächst ausblieb, musste Theresia Gerhardinger als Münchner Generaloberin 72 Schwestern und 60 Kandidatinnen nach Ungarn bringen.
Im Zuge des Kulturkampfes im deutschen Raum schied der böhmische Teil der Klöster von München ab und verlegte seinen Sitz nach Horaschdowitz (Horažđovice, Kleinstadt nahe Pilsen) in Böhmen. Zuständig wurde der Bischof von Budweis Valerian Jirsik. Die erste Generaloberin der böhmischen Schulschwesternkongregtion wurde Maria Theresia Franz.
Der Erzbischof von Kalotscha, zu dessen Bistum die Batschka (Batscherland), das Siedlungsgebiet der Donauschwaben zwischen Donau und Theiß in Ungarn, gehörte, erbat von Generaloberin Theresia Franz Schulschwestern für seine Diözese. Nach Verhandlungen kamen zunächst fünf ungarische Mädchen zu Ausbildung nach Horaschdowitz.
Erzbischof Kunst ließ in Kalotscha (Kalocsa) ein großes Mutterhaus und eine Kirche für die Schwestern bauen. Generaloberin Franz kam 1860 mit fünf Lehrschwestern und den fünf ungarischen Novizinnen nach Kalotscha. Inzwischen ließen ihr die eingetretenen tschechischen Schwestern ausrichten, man wünsche nicht, dass sie wieder zurückkehre. Es war die Zeit des aufbrechenden Nationalismus. Erzbischof Kunst bedauerte diese Entwicklung der Dinge nicht, und so blieb Schwester Theresia Franz von 1860 bis 1910 als Erste Generaloberin der Armen Schulschwestern in der Erzdiözese Kalotscha, wo sie an der Gründung von 25 Klostergemeinschaften in den schwäbischen oder gemischtethnischen Dörfer maßgeblich mitwirkte. Somit hatten die Armen Schulschwestern vor dem Ersten Weltkrieg in Ungarn zwei Kongregationen mit eigenen Generaloberinnen und eigenen „Mutterhäusern“. Man muss wissen, dass das Elementarschulwesen damals in der Habsburgmonarchie in kirchlicher Hand lag und die Bischöfe für die Ausbildung in den „Volksschulen“ um Lehrer und Lehrerinnen besorgt sein mussten.
Als die Batschka nach dem Ersten Weltkrieg von Ungarn und damit auch von der Erzdiözese Kalotscha (Kalocsa) abgetrennt worden war, errichtete Rom die Bischöfliche Administratur Subotica. Jajlo (Ludwig) Budanović, bunjewatzischer Abstammung, wurde ihr Bischöflicher Administrator. Er erreichte, dass 1930 Rom das Dekret erließ, wonach die in Jugoslawien befindlichen Klöster der Kalotschaer Schulschwestern fortab eine unabhängige Kongregation bildeten. Sie erhielt den Namen „Genossenschaft der Batschkaer Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“. Die neue Kongregation umfasste 24 Niederlassungen, zum allergößten Teil in der Batschka. Ihr neuerbautes Mutterhaus befand sich in der Bischofstadt Subotica.
Somit hatten die Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau bis in die Zeit vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs drei Kongregationen, betrachtet man ihre lokale Präsenz in den Nachfolgestaaten Jugoslawien, Ungarn und Rumänien. Die Schwestern erfuhren auch eine Ausbildung in der jeweiligen Landessprache. Für ihre Beherrschung der deutschen Sprache und der dörflichen Dialekte mussten sie selbst Sorge tragen.
Quelle: Filipowaer Heimatbriefe, Jubiläumsheft 25, Wien-Linz 1976, bes. Seiten 24-33.