Tausende Schülerinnen gingen bei ihr in die Schule. Es waren Kinder von Spätaussiedlerfamilien, die hier jeweils ein Jahr im Internat der Schulschwestern lebten. Viele lernten in erster Linie Deutsch, doch auch die anderen Fächer wurden unterrichtet.
Schwester Sigismunda war hier seit 1963 und leitete die Schule 22 Jahre lang. Sie folgte dabei der Tradition ihrer Ordensgründerin Maria Theresia von Jesus Gerhardinger (1797-1879), die als Aufgabe des Ordens den Schulunterricht für Mädchen bestimmt hatte.
Der Geburtsname von Schwester Sigismunda war Katharina Haus. Sie wurde in Hodschag (Odžaci) im damaligen Königreich Jugoslawien als Kind deutschstämmiger Landwirte geboren. Ihre Abschlüsse in der Lehrerausbildung machte sie in ungarischer Sprache, denn die Region war im Kriegsverlauf des Zweiten Weltkriegs an Ungarn angeschlossen worden. 1943 legte sie ihr Gelübde ab, mitten im Krieg. Sie wurde aber erst einmal Hauswirtschafterin in einem klösterlichen Internat der Benediktiner in Györ. 1963 kam sie nach Bad Niedernau und konnte hier endlich ihren ersehnten Lehrerinnenberuf ausüben. Dies tat sie mit Leidenschaft – zusammen mit ihren Kolleginnen und Mitschwestern – den Armen Schulschwestern.
Das Team schaffte es, den Kindern binnen eines Jahres die deutsche Sprache näher zu bringen und feierte damit zahlreiche Erfolge. Viele der Kinder sprachen zwar deutsch, hatten aber in ihren Herkunftsländern nur tschechisch oder russisch oder rumänisch schreiben und lesen gelernt. Nicht wenige waren atheistisch erzogen worden und kamen nun zum ersten Mal mit der Kirche, dem Glauben und mit Schulschwestern in Kontakt. So wurde bei sehr vielen die gedachte Einführung in die deutsche Sprache zu einem Crashkurs für eine völlig andere Gesellschaft.
Auch nach Schließung der Schule blieb Schwester Sigismunda ihrem pädagogischen Talent treu und gab zahlreichen Bad Niedernauer Kindern für Gotteslohn Nachhilfeunterricht. Kaum ein Tag verging, ohne, dass ein Kind an der Türe klopfte.
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