Zeitzeugenberichte zum Heuwiesenmassaker

Erinnerung an den 25. November 1944 eines damals 7-Jährigen: Adam Kupferschmidt

„Mein Vater gehörte zur der Gruppe von wehrfähigen Männer, welche dem Aufruf der Ortsgruppenleitung des Kulturbundes sich freiwillig zum Dienst in der Waffen SS zu melden, nicht nachkam. Wenn die Stellungskommission im Ort war hielt er sich versteckt. Eines Nachts, gegen 3:00 Uhr, wurde ich Zeuge wie mein Vater von 2 uniformierte, bewaffneten deutschen Soldaten gesucht wurde. Sie kamen nachts, drängten ins Schlafzimmer und Mutter sollte Auskunft geben wo Vater sich aufhält.

Der 25. Nov.1944 wie ich ihn erlebte:.
Unsere Mutter musste sich an diesem Tag schon frühmorgens vor dem Gemeindehaus melden. Sie folgte dem hart formulierter Aufruf , dass sich alle jungen Frauen, (auch jene mit kleinen Kinder) zum Arbeitseinsatz vor dem Gemeindehaus einzufinden haben. Vater wollte mit dem Pferdefuhrwerk den Ort verlassen, um noch anstehende Feldarbeit zu erledigen. Er kam verängstigt zurück und berichtete, dass der Ort von Partisanen umstellt sei und niemand darf das Dorf verlassen. Dem Aufruf, dass sich alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren, vor dem Gemeindehaus einzufinden haben, ist Folge zu leisten.

Vater lief aufgeregt durch das Haus und Hof und machte eilig Feuer im Backofen. Er wollte die Gegenstände verbrennen welche an seine Militärdiestzeit bei der jugoslawischen Armee hinweisen. Wer militärischen Gegenständen hat wird mit dem Tode bestraft, so lautet eine Kundmachung (mein Vater war einer der Filipowaer, die 1941 zum jugoslawischen Heer einrücken mussten, als Hitlerdeutschland in Jugoslawien einmarschierte).
Als der letzte Gegenstand im Ofen war verließ Vater ängstlich das Haus. Nach einiger Zeit, gegen 10:00 Uhr, kam ein einzelner Partisan mit geschultertem Gewehr in unseren Hof, er fragte nach dem Mann im Hause, Großmutter antwortet „er ist schon weg“, dies hatte er verstanden, er machte kehrt und verließ den Hof.


Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam Mutter von Ihrem Arbeitseinsatz entsetzt, weinend und klagend zurück. Sie hatte unterwegs erfahren, dass man die Männer aus dem Ort hinaus getrieben hat. Auch ist ihnen, den Frauen, ist ein Pferdefuhrwerk aus der Richtung des Roth-Sallasch (Roth-Meierhof) entgegen gekommen welches mit Spaten und Schaufeln beladen war. Andere erzählten, dass sie gesehen haben wie Kleider über die über die Flurwege gefahren wurden. Die Menschen der Nachbarschaft liefen alle zusammen, die Ahnung, dass etwas Furchtbares geschehen war lag in der Luft, es war ein ohnmächtiges Weinen und Klagen aller Zusammenstehenden. Wir Kinder standen ohnmächtig dabei. Es ist nicht in Worte zu fassen was damals geschah. Immer wieder hörte man aus dem Klagen der Frauen auch ein hoffen, dass das Schlimmste Doch nicht passiert ist. Eine letzte Hoffnung war, vielleicht hat man sie nach Russland verschleppt und nach einiger Zeit werden sie wieder freigelassen.


Am nächsten Tag hat man dann erfahren, dass einige Männer (später erfuhr man, dass es 72 Personen waren), welche am Vortag auch vor dem Gemeindehaus standen, frei gelassen wurden, 212 Männer und Jugendliche blieben verschollen. Nach Jahren des Zweifelns und des Hoffens, dass die Männer doch noch am Leben sein könnten, schwand dieser Hoffnungsschimmer immer mehr, bis es bittere Gewissheit wurde, dass die Männer ermordet wurden.

Quelle: Filipowaer Heimatbrief Nr. 66, 2004, Seite 101

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