Das Lager Gakowa

Die Donauschwaben nennen das Gakowa ein „Todeslager“, weil hier über 8.500 ethnisch-deutsche ehemalige Bürger Jugoslawiens verhungert oder an Lager-Krankheiten gestorben sind. Im benachbarten Kruschiwl, ein weiteres vier Kilometer entferntes Außenlager von Gakowa, sind um die 3.000 Internierte ums Leben gekommen. Einst war Gakowa (dt. Graumarkt oder Gakowa, serb. Gakovo/Гаково , ugs.Gákova, kro. und bunj. Gakovo) ein großes Dorf mit 2700 Einwohnern, überwiegend Donauschwaben. Gelegen an der ungarischen Grenze machte es die Tito-Regierung nach der Machtübernahme 1945 zu einem Internierungslager für die ethnisch-deutschen Bewohner der westlichen und nördlichen Batschka, indem sie zeitweise über 17.000 Deutsche in dieses Dorf sperrten. Interniert waren Alte, Kranke und Kinder. Arbeitfähige Frauen und Männer deportierte man zur Zwangsarbeit. Gakowa war nur eines von mehreren Lagern dieser Art. Weitere Lager waren Jarek (Batschka), Rudolfsgnad, Molidorf (Banat), Syrmisch-Mitrowitz, Valpovo (Walpach) und Kerndia (Kroatien).

Die Lager im ehemaligen Jugoslawien. Zusammengestellt von Georg Wildmann 2018

Die Lagerleitung führte ein hartes Regiment, Misshandlungen und Bestrafungen hatten oft den Tod zur Folge. Der Tod war allegenwärtig, täglich wurden Verstorbene in Schubkarren zu den Massengräbern gefahren. Die Hygienezustände waren unerträglich, Typhus brach aus, Ruhr, Ansteckungskrankheiten, Läuseplagen und Krätze – kein Arzt, keine Medizin, keine Hilfe wurde den Insassen zuteil. Die Lagerküche konnte nur wenig ausgeben, meist Maisbrot, dünne Suppen – viel zu wenig.

Zeichnung von Sebastian Leicht: Zusammengepfercht im Hungerlager 1944-47. Archiv der Stiftung Arme Schulschwestern, Bad Niedernau

Den Lagergeistlichen, die freiwillig da waren, wurde bereits 1946 die seelsorgerische Betreuung und das Abhalten von Gottesdiensten verboten. Zeitzeugen berichten, dass Pater Wendelin Gruber SJ sie als Kinder nur heimlich für die Hl. Kommunion vorbereiten konnte. Zu Waisen gewordene Kinder wurden separiert und landesweit in staatliche Kinderheime verlegt, um im sozialistischen Sinne umerzogen zu werden.

Zunächst gab es noch Kreuze für die Toten, in einer späteren Phase allergrößter Not wurden viele davon zu Heizmaterial.

Partisanen patrouillierten zur Bewachung um das Dorf, so gab es manchmal Gelegenheit für Jugendliche und Frauen, durchzuschlüpfen und in Nachbarorten um Essen zu betteln. Auch flüchteten einige – wem dies allerdings misslang, der wurde hart bestraft. 1947/48 nahmen die Fluchtversuche zu, oftmals durch Bestechung der Wächter ermöglicht (weiße Fluchten) oder auch durch Fluchthelfer organisiert (schwarze Fluchten). 1948 wurde das Lager aufgelöst, die dort Inhaftierten mussten zwei bis drei Jahre Zwangsarbeit leisten, um dann lediglich eingeschränkte Bürgerrechte wiederzuerlangen.

Sebastian Leicht: Todeslager. Archiv Freundeskreis der Filipowaer

–> Lesen Sie hier weitere Informationen und Zeitzeugenberichte aus anderen Quellen:

Heute befindet sich auch in Gakowa eine Gedenkstätte. Hier ein Besuch der ehemaligen Filipowaer im Jahr 2016. Foto: Adam Kupferschmidt
Gedenkstätte für die im Todeslager Gakowa an Hunger, Seuchen und Erschießungen vom 31. März 1945 bis Herbst 1948 umgekommen 8500 Personen davon stammten 756 Personen aus Filipowa. Errichtet 2003. Foto: Freundeskreis der Filipowaer

Sie waren in Gakowa interniert und sind Zeitzeugen im Neckar-Donau-Wegekreuz:  -> Dr. Robert Zollitsch, -> Prof. Franz Josef Thiel, -> Ludwig Vogl

Sie brachte Lebensmittel und Medikamente ins Lager Gakowa und ist Zeitzeugin im Neckar-Donau-Wegekreuz: -> Schwester Benildis

Er leistete geistigen Beistand und Trost. Ihm ist die Gelöbniskapelle in Bad Niedernau zu verdanken: -> Pater Gruber

Das Schicksal der Donauschwäbischen Waisenkinder

Scroll to Top