Foto: ##


Pater Wendelin Gruber (1914-2002)

Pater Gruber SJ – sein Lebenswerk war sehr vielgestaltig. In den Jahren ab 1945 kümmerte er sich um die internierten Deutschen in jugoslawischen Lagern. Für diesen Einsatz für seine Landsleute wurde er von den kommunistischen Machthabern zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Dank einer Intervention von ­Bundeskanzler Adenauer wurde er 1955, nach acht Jahren Kerkerhaft, in die BRD entlassen.

Er half mit, unter den Vertriebenen in Deutschland eine Gemeinschaft aufzubauen und wirkte ab 1963 in Brasilien und Paraguay als missionarischer Seelsorger und Gründer neuer Gemeinden. In Bad Niedernau wurde auf seine ­Inititive hin die Kapelle beim Sanatorium der Kongrega­tion Arme Schulschwestern er­­rich­­­tet. Er hatte im Jahr 1946 Tausenden Internierten in jugoslawischen Lagern Mut gemacht und ihren Lebenswillen gefördert, in dem er ihnen mit einem Gelöbnis eine Perspektive eröffnete:

„Wenn wir dies überleben, so wollen wir eine Kapelle errichten und jährlich eine Wallfahrt machen.“

Wendelin Gruber, Seelsorger der Heimatvertriebenen und Missionar, war 1914 in dem donauschwäbischen Ort Filiopwa in der damals österreichisch-ungarischen Batschka als Sohn einer deutschstämmigen Bauernfamilie geboren worden. Dort ging er auf die deutschsprachige Volksschule, später auf ein kroatisches Jesuitengymnasium. Nach der Reifeprüfung trat er in den Jesuitenorden ein. Er wurde zum Militär eingezogen und brachte es im Laufe seines Wehrdienstes im jugoslawischen Militär bis zum Leutnant. Eigentlich wollte er Missionar werden. Er studierte Philosophie in Italien und in Zagreb, dann Theologie in Sarajewo und Rom. In Rom wurde er 1942 zum Priester geweiht. Jetzt wurde er zunächst Lehrer für mehrere Sprachen am erzbischöflichen Gymnasium in Zagreb.

Als im Oktober 1944 das kommunistische Tito-Regime in Jugoslawien die Macht übernahm, begann ein fürchterlicher Leidensweg für alle jugoslawischen Bürger, die deutsche Wurzeln hatten. Ihnen wurden alle Rechte genommen, aller Besitz. Viele Deutschstämmige, die Führungspositionen besetzt hatten wurden erschossen. Wer arbeiten konnte, kam zur Zwangsarbeit, auch Frauen. Alte, Kranke und Kinder wurden in Lager gesteckt, wo viele an Krankheiten und Hunger starben.

In diese Lager ist Pater Gruber freiwillig seinen Landsleuten gefolgt. Seinen inhaftierten Vater traf er nicht mehr an, er war dem Lager schon zum Opfer gefallen und beerdigt. Sein Wille, zu helfen, Mut zu machen, trieb ihn an. Fest überzeugt, dass Lebensmut allein aus dem Glauben an Gott zu schöpfen ist, hielt er Gottesdienste in den Lagern Gakowa und Rudolfsgnad ab. Und selbst als dies verboten wurde, machte er in kleinem Rahmen in Lagerhäusern zusammen mit zwei Priesterkollegen weiter. Sie organisierten Lebenmitteltransporte und Fluchten. Weil seine Priesterkollegen krank waren, blieb er von Februar bis Mai 1946 dort. Am 24. März konnter noch in der Kirche mit Lagerleuten die Messe feiern. Dabei nahm er ihnen im Rahmen einer Predigt das Gelöbnis ab: „Wenn wir nochmal die Freiheit erlangen und eine neue Existenz gründen können, dann wollen wir jedes Jahr aus Dankbarkeit wallfahren und wenn wir wieder zu Hab und Gut kommen, wollen wir Maria zu Ehren eine Votivkirche bauen“. 1946 wurde er nach Zagreb zurückgerufen. Dort verfasste er eine Denkschrift an den Papst und das Rote Kreuz. Jetzt wurden von dieser Seite Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Pater Gruber aber wurde im Juli 1947 verhaftet und im Oktober 1948 in Novi Sad zu 14 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Dort war er zahllosen Verhören unterzogen worden. Man hat ihn im Gefängnis gefoltert, man setzte ihn unter psychischen Druck, seinen christliche Glaubensüberzeugung abzulegen um ein marxistisch-kommunistische Ideologie anzunehmen und so als „Friedenspriester“ mit zu helfen, diese Ideologie zu verbreiten. Während seiner Inhaftierung haben viele seiner Landsleute, welche schon im Westen lebten, versucht, sein Schicksal in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gregor Eichinger, der noch in der alten Heimat lebte, war ein wichtiger Vermittler. Er bekam die Erlaubnis, ihn im Gefängnis zu besuchen. Er berichtete der deutschen Botschaft vom Schicksal dieses bekennenden Christen und Wohltäters seiner Landsleute, welcher seine Schafe in größter Not nicht verlassen hat. Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer erreichte es im Zuge politischer Verhandlungen, dass Pater Gruber zu Weihnachten 1955 frei kam und in dei BRD ausreisen durfte.

1959 erinnerte Pater Gruber an das Gelöbnis, das tausende Donauschwaben in den Lagern Gakowa und Rudolfsgnad abgelegt hatten – alljährlich machen sie seither eine Wallfahrt zum Gnadenbild der Heiligen Maria nach Altötting.

1979 wurde der zweite Teil des Gelöbnisses eingelöst. Die aus Spenden von den vertriebenen Donauschwaben gestiftete neu erbaute Kapelle in Bad Niedernau wurde eingeweiht – Seitdem wallfahren Donauschwaben alljährlich an Christi-Himmelfahrt zur „Gedächtniskapelle Unserer Lieben Frau von Bad Niedernau“.

Die Gelöbniskapelle – Wallfahrtskapelle der Donauschwaben und Hauskapelle der Armen Schulschwestern von Bad Niedernau. Eingeweiht 1979. Foto: Lang 2017
Die Gedenktafel an der Kapelle in Bad Niedernau. Sie erinnert an das Gelöbnis der Donauschwaben mit Pater Gruber in den Todeslagern. Ein Stein-Bruchstück aus der inzwischen abgerissenen Filipowaer Kirche ist eingelassen. Dieser gebrochene Stein symbolisiert alle zerstörten Heiligtümer der Donauschwaben. Die Tafel wurde anläßlich der Wallfahrt am 12.Mai 1983 enthüllt. Foto: Lang 2017

„Pater Gruber besitzt charismatisches Talent, Notsituationen zu sehen und die ersten Maßnahmen zu ihrer Behebung anzuregen oder selbst zu treffen“ (Filipowa – Bild einer donauschwäbischen Gemeinde. Siebter Band: Filipowa weltweit. Wien 1992. S. 155 ff).

Nach seiner Freilassung arbeitete Pater Gruber in Stuttgart im Gerhardswerk. Ein wichtiges Anliegen für ihn war es, den weit zerstreuten Filipowaer Landsleuten eine neue identitätsbewahrende, geistige, Heimat zu geben, die Gemeinschaft der Filipowaer über alte Gräben hinweg neu zu errichten und in der Folge zusammen zu halten. Dies ist ihm durch die Schaffung der Filipowaer Heimatbriefe gelungen, Bis 2018 sind 78 Ausgaben in Folge erschienen.

Eigentlich war er jetzt in Südamerika tätig, doch zu seinem 40-jährigen Priesterjubiläum zog es ihn 1982 nach Bad Niedernau zurück. Bei dieser Messe trug er ein Priestergewand, das ursprünglich aus der Kirche in Filipowa stammt.

1963 bekam Pater Gruber vom Staatssekretariat des Vatikans Post. Es war ein Auftrag vom Papst selbst, eine Predigtmission in deutscher Sprache bei den Deutschen Brasiliens zu unternehmen. Zuerst war er dort als deutscher Seelsorger in fünf donauschwäbischen Dörfern in Entre Rios bei Guarapuava im brasilianischen Bundesstaat Parana tätig. Danach zog es ihn als Wanderseelsorger zu zerstreut lebenden deutschen Siedlern. Wieder in Brasilien, war er bemüht, für deutsche Familien Neuland zu finden. Solches wurde ihm im benachbarten Paraguay angeboten, worauf er sich fortan um den Aufbau geschlossener deutscher Siedlungen bemühte. 1978-1988 gründete er fünf Dörfer in Paso Tuya (Paraguay) mit Kirche, Schule, Pfarrhaus, Kranken- und Schwesternhaus.

Zwischen 1979 und 1980 betreute er auch die Guarani-Indianer in Paraguay. 1988 zog er weiter nach San Cristobal, wo er mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland Kirche und Pfarrhaus, aber auch ein Gymnasium mit Internat erbauen ließ. 1994, inzwischen 80 Jahre alt, kehrte er nach Europa zurück. Er wurde Hausgeistlicher im Adam-Müller-Guttenbrunn-Altenheim in Timișoara (Temeswar/Rumänien). Von 1998 bis zu seinem Tode 2002 lebte er im Haus der Jesuiten in Zagreb.

Pater Gruber mit seinen Sonntagsmessebesuchern in Brasilien.

Mehr Informationt

-> Ausführliche Darstellung des Lebens von Pater Gruber von Georg Wildmann

-> Filipowa in der Batschka

-> Das Lager Gakowa

-> Pater Gruber wird zu den herausragenden Persönlichkeiten Filipowas gezählt

-> Zur Vertreibung der Filipowaer

Scroll to Top